Forscherliga-Wiki
Advertisement
Qsicon Exzellent Dieser Artikel wurde am 15. Juli 2013 als Spotlight der Woche vorgestellt.

Gedanken eines Knappen - oder: aus dem Leben des Veyt Matthes[]

Gedanken eines Knappen - Navigation
Gedanken eines Knappen - Teil 1  •  Teil 2  •  Teil 3  •  Teil 4  •  Teil 5  •  Teil 6  •  Teil 7  •  Teil 8  •  Teil 9  •  Teil 10  •  Teil 11  •  Teil 12  •  Teil 13  •  Teil 14  •  Teil 15  •  Teil 16  •  Teil 17  •  Teil 18  •  Teil 19  •  Teil 20  •  Teil 21  •  Teil 22  •  Teil 23  •  Teil 24  •  Teil 25  •  Teil 26  •  Teil 27  •  Teil 28  •  Teil 29  •  Teil 30  •  Teil 31  •  Teil 32  •  Teil 33  •  Teil 34  •  Teil 35  •  Teil 36  •  Teil 37  •  Teil 38  •  Teil 39  •  Teil 40  •  Teil 41  •  Teil 42  •  Teil 43  •  (von Veyt van Roth)
Kategorie:Orden des ErbauersKategorie:Geschichten

Teil 3[]

Gedankenknappen03

Der Himmel hing voll dunkler Wolken, die so schwer waren, dass sie schon fast die Baumwipfel berührten. Veyt Matthes saß am Ufer des Lordameresees und warf kleine Steine in die schwarzen Wellen, die jedes Mal dabei unheilvoll gluckerten.

RUMMS!

Der Boden erbebte leicht und der Geruch von Schießpulver, der eh schon über der Insel hing, legte sich noch dichter über den Uferstreifen. Zum xten Male ging die Mörserkanone los und schoß ihre Ladung in Richtung der Mauern der Unterstadt. Der Einschlag irgendwo auf der anderen Seite des Sees war nur dumpf zu. So ging das schon seit Stunden. Genau genommen, seit der gesamte 2. Kader des Ordens auf der Insel Stellung bezogen hatte.

Veyts Blick schweifte über das Wasser. Es könnte genauso gute eine widerlich feucht-kalte Herbstnacht daheim in Seenhain sein. Er konnte schon fast die Frösche quaken und die Murlocs gurgeln hören. Das Knistern des Lagerfeuers, die gedämpften Stimmen der Kameraden die ab und an lauter lachten. Die Orktrommeln aus der Ferne musste er sich nicht mal einbilden, die unterstrichen seinen Eindruck gerade ziemlich realistisch.

RUMMS!

Sein Blick blieb an den Ruinen der Unterstadt hängen, wo eben gerade so noch sichtbar neuer weißer Qualm aufstieg und sich mit den Wolken zu einer kompakten Masse mischte. Noch vor ein paar Monaten hatte er nicht einmal gewusst, dass es eine Welt so weit weg von Sturmwind gab. Nun hockte er hier sie zu verteidigen. Und das würde er tun.

Mit einer beiläufigen Handbewegung strich er über den weiß-schwarzen Wappenrock des Ordens des Erbauers, den er seit kurzem voller Stolz trug.

„Wir stehen zusammen, wir fallen zusammen“, hatte Sir Arken ihm gesagt. „Kein Kathul, Kein Offizier, Kein Ritter, Kein Priester, Kein Page, Kein Knappe, Kein Tross wird je mehr allein gelassen. Wenn ein Kader fällt, dann fällt er in Gesamtheit. Nicht alleine.“

Veyt spürte wie für einen Moment ein Kloß einen Hals zudrückte. Ja, sie würden gemeinsam fallen. Diese Gewissheit breitete sich in ihm aus, aber sie ängstigte ihn nicht mehr. Die Gewissheit, dass sich in wenigen Stunden der noch ruhige Strand in ein Schlachtfeld verwandeln würde. Dass ihm Pfeile um die Ohren fliegen, Geschosse den Boden unter seinen Füßen zersprengen und eine tobende, wütende Masse aus Fleisch, Fell und Metall sich über über sie ergießen würde.

RUMMS!

Seine Hand glitt von seinem Wappenrock an seine Seite, wo die Rüstung noch immer eine breite Scharte hatte. Vor einigen Wochen hatte dort die monströse Axt eines gigantischen Tauren versucht, ihn geradewegs zu halbieren. Seite an Seite hat er mit den Brüdern und Schwestern der Scharlachroten Faust in Tirisfal gestanden als Woge um Woge der Horde über sie hinweg geschwappt war und ihre Reihen gelichtet hatte. Verdammtes Glück hatte er gehabt. Wie es ich für einen verdammten Narr wie ihn gehörte. Seine Selbstüberschätzung im Kampf war eine gefährliche Schwäche in der Phalanx der Faust gewesen. Oh ja, er konnte kämpfen, sicher. Aber Kojoten und Banditen waren ein anderes Kaliber als die Horde. Er hatte lange gebraucht das zu verstehen. Und noch länger hatte er gebraucht, zu verstehen, warum Stolz ein gefährlicher Begleiter ist, besonders wenn es darum ging, wie ein großer Held in die Schlacht zu ziehen in dem wahnsinnigen Glauben, es wird schon nichts passieren.

Hatte er das wirklich geglaubt?

RUMMS!

Veyts Blick schweifte hinüber zu seinen Kameraden, deren Gesichter vom Lagerfeuer angestrahlt in der Dunkelheit rot schimmerten. Ihr weiß-schwarzen Wappenröcke wirkten wie feurige Kriegsflaggen. Der 2. Kader des Ordens des Erbauers. 30 Männer und Frauen die bis zum letzten Atemzug diese Stellung halten würden. Veteranen. Altgediente Soldaten. Sie waren bei dem Rückzug aus Lordaeron dabeigewesen, beim Angriff der Geißel auf Sturmwind, beim Sturm auf das Dunkle Portal und dem anschließenden Wachdienst. Sie hatten in Nordend der Kälte getrotzt und gegen die größten Schrecken der Menschheit gekämpft.

Und nun waren sie wieder hier, wo der Orden einst seinen Anfang genommen hatte. Ein letztes Mal auf dem Boden von Lordaeron, ein letztes Mal in der Heimat, die ihnen so feindlich begegnete. Ein letztes Mal das Aufbegehren des Lebens gegen den Untot.

Veyt spürte wie sich eine Ruhe in ihm ausbreitete. Die Ruhe der Gewissheit, dass er besser die restliche Zeit des Abends mit den Kameraden am Feuer verbrachte. Langsam stand er auf und ging hinüber zu den Kathul, nahm zwischen ihnen Platz. Hier gehörte er hin. Zusammen würden sie stehen und zusammen würden sie fallen.

Ehre dem Erbauer. Stärke dem Licht!

Advertisement